, Stefan Müller-Altermatt

Tränen der Rührung und stehende Ovationen für Solistin Anja Fluri

Hier geht's zum Bericht vom Kirchenkonzert 2019.

Nein, das sei nicht eine Profisängerin, die man aus einem Opernhaus engagiert habe, musste man die auswärtigen Zuhörerinnen und Zuhörer nach dem Kirchenkonzert mehrfach aufklären. Die Sängerin, die dem hartgesottensten Konzertbesucher Tränen der Rührung in die Augen getrieben hat, ist ein Eigengewächs des Herbetswiler Musikvereins – mit offensichtlichem Talent.

Aber der Reihe nach: 11 Jahre nach dem letzten Kirchenkonzert haben sich der Musikverein und der Kirchenchor Herbetswil entschieden, wieder einmal ein solches Konzert auf die Beine zu stellen. Der Entscheid stiess auf guten Widerhall, die Johanneskirche war sehr gut gefüllt.  Der Musikverein unter der dynamischen Leitung von Roger Stöckli zeigte eine breite Palette an festlicher und meditativer Musik. Darunter die Festkompositionen von Mario Bürki „Summon the Music“ und „Lakeside Festival“, „La Sera sper il Lag“ von Gion Balzer Casanova und der Disney-Hit „Let it Go“. Das Korps überzeugte dabei mit seinem voluminösen und doch ausgewogenen Klangkörper.

Der Kirchenchor unter der Leitung von Simon Haefely stellte seine Stückauswahl ganz ins Zeichen der geistlichen afro-amerikanischen Musik. Mit den Spirituals „Steal away to Jesus“ und „My Lord, what a Morning”, dem Gospel “I’m so glad” und der Befreiungshymne „Amazing Grace“ schlug er einen stimmungsvollen Bogen über sein Programm.

Und dann waren da eben noch die beiden Stücke des Musikvereins, bei denen er die Solistin Anja Fluri begleitete. Schon beim ersten der beiden Stücke, dem „Moon River“, war das Publikum hingerissen ob der Stimmkraft der Solistin. Die Darbietung stand dem legendären Original von Audrey Hepburn in nichts nach. Und dann kam es: Leonhard Cohens „Halleluja“. Nicht gekünstelt, nicht forciert, sondern mit begeisternder Natürlichkeit und Einfühlsamkeit, mit reiner Stimme und in der Intonation kaum getrübt präsentierte die Solistin das göttliche Loblied. Das Resultat: Nach dem letzten Akkord erhob sich das ergriffene Publikum, das Taschentuch zur Hand, zur lang anhaltenden Standing Ovation.

Nachdem die Tränen getrocknet waren, setzten die Akteure bezüglich Volumen noch einen drauf. „The Lost Chord“ von Sir Arthur Sullivan wurde vom Musikverein gemeinsam mit Simon Haefely an der Orgel aufgeführt. Mit mehr Harmonie kann man den Kirchenraum nicht füllen.

Selbstverständlich verlangte das Publikum nach einer Zugabe, welcher der Musikverein mit „Stål Himmel“ von Alan Fernie nachkam. Dirigent Roger Stöckli spürte aber ganz genau, wonach das Publikum dürstete. So rief er die Solistin für eine zweite Aufführung des „Hallelujah“ nach vorne. Nach dieser war es der Solistin dann vergönnt, durch das begeistert applaudierende Publikum den Auszug aus der Kirche anzuführen. Es war die perfekte Schlussszenerie nach einem perfekten Konzertabend.