, Stefan Müller-Altermatt

Die Herbetswiler Corona-Band ist zur festen Institution geworden

Aus einer spontanen Idee wurden bereits 13 Auftritte und ein Ende ist nicht in Sicht.

Am 15. März riefen die Schweizer Musikerinnen und Musiker dazu auf, Balkonkonzerte zu geben. Dies in Anlehnung an die Balkonkonzerte, welche im damals schon im Lockdown befindlichen Norditalien die Runde machten. Eher aus Jux fragten sich ein paar Mitglieder des Musikvereins Herbetswil, ob man da auch mitmachen könnte. Da kaum Balkone vorhanden waren, resp. diese viel zu weit auseinander liegen, um gemeinsam spielen zu können, versammelte sich halt ein halbes Dutzend Mitglieder des Vereins auf dem Dorfplatz und spielte – sozial distanziert – ein halbstündiges Ständchen mit durchaus fetziger Volksmusik.

Tags darauf kam dann der Lockdown auch in der Schweiz und für das Corona-Ensemble war damit klar, dass man die Leute im Dorf, die zum Teil nun ziemlich isoliert waren, weiter unterhalten wollte. Die Gruppe wurde leicht erweitert und in einem WhatsApp-Chat organisiert, wo jeweils für den kommenden Sonntag die Aufstellung bekannt gegeben wurde. Und seither spielt die Band jeden Sonntag um 18 Uhr in einem Quartier, dutzende Meter auseinander und somit absolut BAG-konform. Die Leute im Quartier brauchen bei dem in der Regel herrlichen Wetter ihre Sitzplätze nicht zu verlassen – es war stets ein Musikant in der Nähe.

Grosser Online-Erfolg

Und diejenigen, die nicht im jeweils bespielten Quartier und ausserhalb der konfortablen Hörweite wohnen, können das Ständeli trotzdem mitverfolgen: Der Musikverein streamt jedes der Ständeli live auf Facebook. Und dies mit beträchtlichem Erfolg: Rund 2'500 Mal wird jedes dieser Videos dann in der Folgewoche noch angeklickt und rund 400 Leute bleiben dran und sehen sich das Filmchen über eine längere Zeit an. Es gibt Berichte von wahren Fans, die jeden Sonntag auf die Übertragung warten.

Nach den 11 Auftritten im Dorf und jeweils einem in den beiden Weilern Vorder und Hinter Hammer ist das Ensemble mittlerweile prächtig eingespielt. Bereitete die grosse Distanz zu Beginn noch etwas Mühe, sind die Musikantinnen und Musikanten es sich mittlerweile gewohnt, die Verzögerungen auszugleichen. Und auch das Repertoir wurde immer mal wieder erweitert. Die Bandmitglieder werden auf alle Fälle fit sein, wenn sie endlich wieder im Probelokal zusammen musizieren können. Doch daran denken die Bandmitglieder noch genauso wenig wie ans Aufhören. Denn auch wenn das Dorf mittlerweile wirklich praktisch flächendeckend bedient wurde und die Corona-Massnahmen gelockert wurden: Eine Exitstrategie hat die Herbetswiler Corona-Band nicht. Vorerst spielt sie weiter, Sonntag für Sonntag.